The Resource
Musicians Life, July 2009
www.musicianslife.de
"Die Library ist ausgesprochen umfangreich und insgesamt von sehr guter Audio- Qualität."
Nach der Library „60 ?s A GOGO“ erhält die Elastik Engine von Ueberschall mit RESOURCE weiteren Zuwachs in beträchtlichem Umfang. Während die Liquid- Instruments-Serie, die wir in Musician’s Life bereits vorgestellt haben, sich der flexiblen Anpassung von Solo-Instrumenten (Saxophon, Gitarre, Bass; in Kürze weitere Bläser und Vocals) widmet, handelt es sich bei den Sounds für die Elastik- Serie überwiegend um polyphone Loops (Ausnahme: VCP-120, s.u.). Wie der Name schon andeutet, geht es auch hier um eine variable Bearbeitungsmöglichkeit des vorliegenden Audio-Materials: Tempo und Tonhöhe können dank eines Time- Stretch/Pitch Algorithmus variabel gehandhabt und an den Song angepasst werden. Die Elastik-Serie bietet aber, wie wir sehen werden, noch eine Reihe von weiteren Gestaltungswerkzeugen. Sie baut im Wesentlichen auf den Funktionen der 120er- Vorgängerserie auf.
THE RESOURCE besteht denn auch aus der an die neue Engine adaptierten Soundlibrary der Ueberschall-PlugIns PLP-120, VLP-120, BPM-120 und VCP-120. Für all jene, die diese Library noch nicht kennen, sei hier übersichtsweise der Umfang des Klangmaterials skizziert:
* Das PlugIn PLP-120 steht für eine Sammlung von World-Beats und World- Percussion, groovy und exotisch; da trommelt alles, was der Liebhaber fremdartigen Schlagwerks sich in seinen kühnsten Träumen je vorzustellen wagte.
* Das BPM-120 befasst sich mehr mit Drums westlicher Prägung incl. zeitgemäß frisierter Rhythmusmaschinen und einer gut sortierten, sehr umfangreichen Style- Library, quer durch alle aktuellen Genres zuzüglich Retro-Abteilung und Noises.
* Das VLP-120 beinhaltet Bass-, Gitarren-, Saxophon-, Bläser- und Keyboard-Licks in verschiedenen Spielweisen.
* Die Bässe präsentieren sich fingered, slapped und fretless, die Gitarren gliedern sich in diverse akustische und elektrische Abteilungen, letztere clean, wah, distorted. Zu den Bläsern zählen Trompeten (auch mute), Flügelhorn, Saxophone und Flöten, und in der Keyboard-Abteilung entdeckt man Licks, die auf einem Fender Rhodes eingespielt wurden, auf einem echten Klavier, einem Wurlitzer E-piano, einem Clavinet D6, nicht zu vergessen die Phrasen mit dem Sound der guten alten B3, und auch diverse Vintage Synthesizer dürfen nicht fehlen.
* Das VCP-120 rundet die Sache mit mehr als 2100 Akkordfolgen ab. Instrumentierung: Piano, Gitarre, Orgel. Tonarten: A- Moll und E-Moll. Stilistisch reicht die Bandbreite des VCP-120 von Pop über Soul, Funk bis hin zu Jazz.
Wie die Vorgängerversionen, so ist auch Elastik ein spezialisierter Loop-Player. Das Elastik-Instrument kann sowohl als Standalone als auch als PlugIn benutzt werden. Die Oberfläche des Player ?s wurde einer gründlichen Bearbeitung unterzogen. Analogder Liquid-Instruments Serie aus dem selben Hause gibt es nun ein Basis-PlugIn, hier: das Elastik-Instrument, in dessen Library-Slots die diversen Soundpakete geladen werden können.
Die Installation und Autorisierung über Challenge-Response verläuft reibungslos, wenn man folgendes beachtet: Nachdem man das Elastik-Instrumet installiert und die Soundbibliotheken auf die Festplatte kopiert hat (knapp 10 GB) startet man das Host-Programm, lädt das PlugIn und zieht zunächst nur eine der 6 Datenpakete von THE RESOURCE per dag & drop in das Hauptfenster des Plugins. Über die Setup-Page startet man den Challenge-Response-Dialog. Nach erfolgreicher Autorisierung zieht man nun die restlichen 5 Soundbänke nacheinander in das Hauptfenster. Dabei öffnet sich jedes Mal das Lizenz-Fenster erneut, es ist aber nicht erforderlich, einen neuen Response-Code anzufordern. Der Code für Paket Nr. 1 gilt auch für die anderen Soundbänke von THE RESOURCE.
Zur Oberfläche des Elasik-Instruments: Unter dem Logo öffnet sich der Datei- Browser. Hier wählt aus der gewünschten Soundbank eine Preset, welches seinerseits aus einer Reihe von Loops besteht, deren Anzahl zwischen 4 und 24 variiert. Die Loops liegen von C1 aus aufsteigend auf der Tastatur. Das gespielte Sample wird im kreisförmigen „Loop-Eye“ graphisch dargestellt. In der Mitte des „Loop-Eye“ befindet sich ein kleiner Button, der die Darstellung auf den zuletzt gewählten Loop arretiert.
Im äußeren Rand des Loop-Eye ?s sind die beiden Schaltflächen S und E angebracht. Hier handelt es sich um die „Anfasser“ für Loop-Start und Loop-End, mit denen man den Zyklus reduzieren kann. Über „snap“ kann man dabei die Auflösung dieses neuen Loop-Zuschnitts in Notenwerten definieren. Es ist also z.B. möglich, den Loop drei Achtel später starten zu lassen und/oder den Endpunkt um einen Wert innerhalb des snap-Rasters vorzuziehen. Auch eine Reverse-Funktion wurde nicht vergessen.
Die Elastik-Engine verfügt darüber hinaus über ein sehr leistungsstarkes Filter von 12 bis 72dB/Oktave. Die maximale Absenkung ermöglicht, Teile des Frequenzspektrums praktisch unhörbar zu machen. Aus einem Drum-Loop kann man somit sehr gut die Hi-Hat eliminieren – oder die Bass-Drum.
Oft wird es passieren, dass man einen oder zwei Loops eines Presets mit den genannten Funktionen bearbeitet hat und nun weiter im Browser nach passenden Instrumenten suchen will. Bei gedrückter alt-Taste wählt man die keyboard-Taste des bearbeiteten Loops an und schiebt diesen nun auf eine Taste des oberen Manuals – jenes ist nämlich dafür gedacht, die ausgewählten Sounds zu archivieren. Lädt man nun im Browser ein neues Preset, so wird die untere Tastaturbelegung mit dessen Inhalt überschrieben, während die reservierten Loops im oberen Manual erhalten bleiben. So kann man sich nach und nach eine song-spezifische Sammlung an Material zusammenstellen.
Neben der Bearbeitung des Loops mit den Filter-Funktionen (die jenen der 120er- Serie entsprechen), erschließen „envelope“ und „map“ neue Bereiche: „Envelope“ bietet eine Attack-Release-Kontrolle. „Map“ bietet
* a) Slicing: Der in Slices zerlegte Loop wird auf die Tasten des oberen Keyboards verteilt. Die Größe der Slices entspricht dabei der Snap-Einstellung. Man erhält also Bruchstücke des Originalloops in Form von Vierteln oder Achteln oder Sechzehnteln etc. Im Gegensatz zu einer Zerlegung nach einem Amplituden-Schwellenwert (Sensitivity) sind hier auch die einzelnen Slices immer temposynchron.
* b) Chromatische Maps: Der Loop wird in elf Halbtonschritten nach unten und ebenso vielen nach oben gestimmt und entsprechend um einen gewählten Center- Key im oberen Manual abgelegt. Interessant für die Arbeit mit Akkorden.
Mit der grünen S-Taste wird das Tempo des Host-Sequenzers übernommen. Dabei werden sämtliche Loops beider Keyboard-Manuale mit dem Time-Stretch-Algorithmus umgerechnet – zur Qualität dieser Umrechnung weiter unten mehr. Alternativ können die einzelnen Loops auch über die entsprechenden BPM und Pitch- Felder nach manuell eingegebenen Werten umgewandelt werden.
Die Audio-Qualität der THE RESOURCE-Library entspricht der Vorgängerversion (soweit der Pitch/Time Algorithmus nicht benutzt wird). Die Loops verfügen beinahe ohne Ausnahme über einen angenehm trockenen und direkten, lebensnahen Klangcharakter, der es zulässt, zusätzliche Effekte oder Räume nach Belieben hinzuzufügen, ohne dass es zu unangenehmen Überlagerungen mit einem Raumanteil der Originalaufnahmen käme. Die Loops können zudem auf separate Einzelausgänge gelegt werden.
Wer bereits mit der Vorgängerserie gearbeitet hat, wird eine angenehme Überraschung bei Betätigung des Pitch-/Time Algorithmus erleben: Die Resultate sind nicht nur deutlich besser, die Ergebnisse liegen auch nach erheblich kürzerer Zeit vor. Während zuvor selbst auf schnellen Rechnern die Umrechnungsprozedur ganzer Tastaturbelegungen (also mehrerer Loops) schon einmal als Einladung zu einer Kaffeepause verstanden werden konnte, vollzieht sich das Ganze jetzt in Sekundenschnelle, und die Zeit reicht gerade mal aus, sich verwundert am Kopf zu kratzen. Dennoch reicht das Prädikat „Besser-Schneller“ hier nicht ganz bis in den siebten Himmel.
Extreme Tempo-Verlangsamungen (um 50%) sind definitiv zu viel verlangt. In der Praxis wird man jedoch selten mehr als 30 BPM (ausgehend von 120) nach unten rechnen müssen, und in diesem Bereich sind die Ergebnisse zeitgemäß gut. Neben der Wahl zwischen dem Basic-Mode (default) und dem Pro-Mode (der erwartungsgemäß die besseren Ergebnisse liefert und trotzdem immer noch so schnell ist, dass er keine Bremse des workflows darstellt), kann die Berechnung per Vorgabe für tonales, perkussives oder monophones (Solo1: formanten-empfindliches Material wie z.B.: Vocals; Solo 2: für Bass, Gitarre etc.) Audiomaterial optimiert werden.
Nach fertiger Arbeit kann man die eigenen Presets nicht nur wie üblich abspeichern, sondern auch einzelne oder mehrere Loops als wav-file in einen Ordner eigener Wahl exportieren. Dies geht über das Menü „bounce loop“ vonstatten, welches man durch Klicken auf die entsprechende Keyboard-Taste bei gehaltenem CTRL-key (Mac) bzw. einem rechten Mausklick (PC) aktiviert. Anschließend wählt man zwischen dem Original-Loop und der bearbeiteten Version. Mit gehaltener Shift-Taste können mehrere Loops nacheinander angewählt werden.
Fazit
Wie die Vorgänger-Versionen, so ist auch Elastik ein spezialisierter Loop-Player. Das Elastik-Instrument kann sowohl als Sandalone-Version als auch als PlugIn eingesetzt werden (Windows: 98SE, XP, min. 512MB RAM, min. Pentium 800MHz, VST, RTAS; Mac: ab OSX 10.3, min. 512 MB RAM, min. G4 500 MHz; VST, RTAS, AU). Während man für die Vorgänger-Library noch insgesamt mehr als 800.-EUR investieren musste, liegt der Preis von THE RESOURCE bei Portemonnaie freundlichen 249.-EUR. Besitzer eines (oder mehrerer) PlugIns der 120er-Reihe können für 149.-EUR upgraden – ein wirklich sehr faires Angebot.
Die Library ist ausgesprochen umfangreich und insgesamt von sehr guter Audio- Qualität. Quer durch alle denkbaren Genres bietet sich eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Besonders gefallen haben uns neben den Beats aus der PLP-120- und er BPM-120-Library die Solo-Licks der Gitarren und Bläser der VLP-120- Soundbank. Das Zerlegen und Re-Arrangieren der Loops ist ein Kinderspiel und trägt erheblich zur flexiblen Verwendung des Materials bei. Herkömmliche Loop-Libraries
können hier nicht mehr mithalten und auch die Verwendung externer Beat-Slicer stellt sich in der Praxis oft recht umständlich dar. Die Elastik-Engine integriert ein tempogenaues Slicing unter einer wohl durchdachten und anwenderfreundlichen Oberfläche. Die Synchronisation an das Host-Tempo mittels Time-Stretch-Algorithmus funktioniert schnell und liefert gute Ergebnisse, solange man keine extremen Anforderungen stellt. Die aus der Serie der Liquid-Instruments des gleichen Herstellers bekannte Umrechnungsqualität wird hier jedoch nicht erreicht.
Insgesamt stellt THE RESOURCE eine enorm vielseitige Bereicherung der Audio- Library zu einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis dar. Aufgrund der flexiblen Bearbeitungsmöglichkeiten wird man immer wieder gerne auf dieses PlugIn zurückgreifen, sei es, um einen Song von Grund auf damit aufzubauen oder ein bestehendes Arrangement mit frischen Licks zu garnieren.
Andreas Ecker